Die nördlichste Gemeinde Tirols ist weit über die Grenzen hinaus bekannt als gefeierter Passionsspielort und Wiege der Tiroler Festspiele Erl. Gleichzeitig entwickelt sich der 1.500-Seelen-Ort zusehends zum innovativen Wirtschaftsstandort und zieht durch geschickte Wirtschaftspolitik seit Jahren Unternehmen mit großem Zukunftspotenzial und entsprechendem Platzbedarf an. Zu den größten Arbeitgebern unter ihnen zählt das 2001 in Kufstein gegründete Technologieunternehmen KS Kneissl & Senn Technologie GmbH, für das die 2013 notwendige Erweiterung auf den eigenen Gründen in Kufstein nicht möglich war, während Erl den idealen Standort für die Zukunft des Unternehmens geboten hatte.
Eigenproduktion und Rohstoffsicherheit als Zukunftskonzept für Wachstum
Heute beschäftigt KS rund 80 Mitarbeiter:innen und ist insbesondere bekannt für seine Produktion von hochwertigen Feuerfestprodukten. Diese kommen hauptsächlich in Ofenanwendungen aller Art zum Einsatz und bieten dabei Schutz bei Temperaturen von bis zu 1.600° Celsius.
„Wir haben uns über die Jahre vom einstigen Handelsunternehmen mehr und mehr zum Produktionsbetrieb entwickelt“, erklärt Unternehmensgründer Franz Senn. Rund zwei Drittel des Umsatzes werden inzwischen durch Eigenentwicklungen erzielt, deren Produktion aber direkt abhängig von der Verfügbarkeit spezifischer Rohstoffe ist. „Corona hat uns bestätigt, dass angespannte Lieferketten sehr schnell zusammenbrechen können und ganze Wirtschaftszweige zum Stillstand bringen“, so Franz Senn. Bei Kneissl & Senn verzichtet man daher bewusst auf die in der Industrie aus Kostengründen beliebte Just-In-Time-Lieferung. „Wir legen hohen Wert darauf, dass unsere Lager stets so gefüllt sind, dass wir auch Lieferengpässe überbrücken können und entwickeln derzeit Konzepte, wie wir Rohstoffe darüber hinaus selbst produzieren können, um zusehends stärker zu werden. Resilienz sei das Zauberwort unserer Zeit, um wertvolle Arbeitsplätze zu sichern. Und genau das ist dem Erler Familienunternehmen auch aus eigener Kraft während des vergangenen Jahres gelungen. „Wir mussten aufgrund des Engagements unserer Mitarbeiter:innen keine staatlichen Coronahilfen beantragen. Gleichzeitig hatten wir zu keinem Zeitpunkt Kurzarbeit und mussten auch keine Mitarbeiter:innen aufgrund der Coronakrise freistellen“, zeigt sich Franz Senn jun. dankbar. Im Gegenteil: Das Team von KS wurde erweitert auf 84 Mitabeiter:innen und soll dank des starken Wachstums 2022/2023 mit dem Bau der neuen Produktionshalle auf 100 ausgebaut werden. „Wir planen gerade die Erweiterung der Produktion und werden eine weitere Produktionshalle errichten. Zum einen, um weiteres Wachstum zu ermöglichen. Zum anderen aber auch, um hochwertige Arbeitsplätze mit modernsten Maschinen zu installieren“, so Franz Senn. Alle Arbeitsplätze sind mit Absaugmasken ausgestattet, die von den Mitarbeiter:innen wahlweise verwendet werden können. Wo schwere Lasten zu heben sind, kommen rückenschonende Vakuumsaugheber zum Einsatz. „Wir haben nichts davon, wenn Mitarbeiter aus gesundheitlichen Gründen ausfallen“, weiß Franz Senn diesen ganz besonderen „Rohstoff“ seines Unternehmens zu schätzen.
Vom Lagerarbeiter zum Verkaufsleiter
Elf Nationen findet man bei Kneissl & Senn. Und damit auch eine offene, europafreundliche Kultur mit besten Aufstiegschancen wie Hannes Tragseil erzählt. Er hat als Lagermitarbeiter bei Kneissl & Senn begonnen und sich sukzessive erst zum Vorarbeiter, dann zum Produktionsleiter über den Verkauf bis hin zur Verkaufsleitung Feuerfestprodukte für Österreich und der Verkaufsleitung einer Schwesterfirma des Unternehmens hochgearbeitet. Keine Selbstverständlichkeit. Weder als Arbeitnehmer noch als Arbeitgeber. Noch weniger selbstverständlich scheint, dass der Teamgeist bei Kneissl & Senn bewusst gefördert wird. Nicht zuletzt durch gemeinsame Reisen in die Herkunftsländer der Mitarbeiter:innen, oder Grillfeiern, mit authentischen Speisen aus den einstigen Heimatländern. Müsste man Bausteine für den Erfolg des Erler Technologieunternehmens nennen, wären es wohl Bodenständigkeit und Teamgeist. Zwei Rohstoffe, die man nicht bestellen und in keinem Lager finden kann, aber Basis für eine nachhaltige Unternehmenskultur sind, die trotz Wachstum Ressourcen schont, in Kreisläufen denkt und Leistung wertschätzend honoriert.